15
Hyatt Regency Hotel Kathmandu, Nepal
Sam kam aus dem Badezimmer, ein Badetuch um die Hüften geschlungen und die Haare mit einem zweiten trocken rubbelnd. »Was hältst du von einem ausgiebigen Frühstück?«
»Ich bin völlig ausgehungert«, erwiderte Remi. Sie saß an einem Tisch vor einem Spiegel und band sich das Haar zu einem Pferdeschwanz. Bekleidet war sie mit dem standardmäßigen weißen Badetuch des Hotels.
»Zimmerservice oder Speisesaal?«
»Das Wetter ist so schön. Lass uns auf dem Balkon frühstücken.«
»Klingt gut.« Sam trat zu einem Beistelltisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte den Zimmerservice. »Ich hätte gerne einmal Lachs und einen Bagel, einmal Eier Benedikt, eine Schüssel Obst und Vollkorntoast und Kaffee.« Er wartete, bis die Stimme in der Küche die Bestellung korrekt wiederholt hatte. Dann unterbrach er die Verbindung und rief die Bar an.
Als sich der Barkeeper meldete, sagte Sam: »Ich möchte bitte zwei Ramos Fizz bestellen. Ja, Ramos Fizz.«
»Du weißt, wie man eine Lady verwöhnt«, sagte Remi.
»Freu dich nicht zu früh. Er weiß nicht, wie man ihn zubereitet.« Sam versuchte es aufs Neue.
»Wie wäre es mit einem Harvey Wallbanger. Wallbanger. Er wird mit Wodka, Gallianio und Orangensaft gemixt. Ich verstehe, kein Galliano.« Sam schüttelte den Kopf und unternahm einen dritten Versuch. »Na schön, dann schicken Sie uns eine Flasche Veuve Cliquot.«
Remi lachte. »Du verstehst es wirklich, eine Lady zu verwöhnen.«
»Ist das alles, was Sie haben?«, fragte Sam ins Telefon. »Okay, dann bringen Sie ihn aber wenigstens gekühlt herauf.«
Er legte den Hörer auf die Gabel zurück. »Kein Champagner. Das Einzige, was es nach einem politischen Kongress, wie er hier vor kurzem stattgefunden haben muss, noch gibt, ist ein Schaumwein aus China.«
»Ich wusste gar nicht, dass die Chinesen überhaupt etwas herstellen, das schäumt.« Sie musterte ihn mit einem spöttischen Lächeln. »Ist das alles, was du zustande bringst?«
Sam zuckte die Achseln. »In der Not frisst der Teufel Fliegen.«
Das Telefon klingelte. Sam nahm den Hörer ab. »Einen Moment.« Er schaltete die Freisprechfunktion ein.
»Guten Morgen, Rube«, sagte Sam.
»Für dich vielleicht«, erwiderte Rube. »Hier ist Mittagszeit. Wie ich hörte, genießt du mit deiner reizenden Braut schon wieder einen erholsamen Urlaub.«
»Alles ist relativ, Rube«, meinte Remi. »Wie geht es Kathy und den Mädchen?«
»Bestens. Sie sind gerade bei Chuck E. Cheese. Dieser Anruf hat mir erspart, sie zu begleiten.«
»Lass dich von uns nicht aufhalten«, sagte Sam halb lächelnd. »Wir können später reden.«
»O nein, mein Freund. Es gibt nichts Wichtigeres als dies. Kannst du mir glauben. Okay, dann lass mal hören. Sitzt ihr im Gefängnis? Gegen wie viele einheimische Gesetze habt ihr verstoßen?«
»Nein. Und – gegen keins, soweit uns bewusst ist«, erwiderte Remi. »Sam wird dir alles erklären.«
Obgleich er wusste, dass Rube bereits einige Informationen von Selma erhalten hatte, begann Sam von vorn, mit Zhilan Hsus Besuch auf ihrem Boot in der Nähe von Pulau Legundi – und er schloss mit ihrer Flucht von Kings geheimer archäologischer Ausgrabungsstätte.
In der Nacht zuvor war Sam, nachdem sie ihre Verfolger auf der Brücke zurückgelassen hatten, durch die Dunkelheit gefahren und hatte nach bestimmten Zeichen in der Landschaft gesucht, die Remi auf ihrer Landkarte finden könnte. Nach mehreren Stunden vergeblicher Abzweigungen und zahlloser Sackgassen überquerten sie endlich einen eindeutig identifizierbaren Gebirgspass – den Laurebina – und gelangten wenig später in die Außenbezirke von Pheda, etwa zwanzig Meilen östlich des Bergarbeiterlagers. Erwartungsgemäß war das Dorf dunkel und erschien ausgestorben – bis auf einen Betonsteinbau mit Wellblechdach, der sich als Dorfkneipe entpuppte. Nachdem sie die beträchtliche Sprachbarriere überwunden hatten, war es ihnen gelungen, mit dem Inhaber ein Tauschgeschäft zu machen: ihr Lastwagen gegen seinen Pkw – einen dreißig Jahre alten orangefarbenen – darunter grauen – Peugeot und eine Wegbeschreibung zurück nach Kathmandu. Kurz vor Tagesanbruch waren sie auf den Parkplatz des Hyatt Regency eingebogen.
Rube hörte sich Sams Geschichte an, ohne einen Kommentar abzugeben. Schließlich fragte er: »Nur um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden habe: Ihr habt euch in Kings Lager geschlichen, seid Zeuge eines Mordes geworden, habt euch mit einem Wachkommando wahrscheinlich chinesischer Soldaten angelegt, dann einen ihrer Lastwagen gestohlen, der mit für den Schwarzmarkt bestimmten Fossilien beladen war, die ihr als Wasserbomben zweckentfremdet habt, um eure Verfolger aufzuhalten. Ist diese Zusammenfassung mehr oder weniger vollständig?«
»Mehr oder weniger«, bestätigte Sam.
Remi fügte hinzu: »Nicht zu vergessen die ungefähr dreißig Gigabyte an Informationen, die wir gesammelt haben.«
Rube seufzte. »Wisst ihr, was ich gestern gemacht habe? Ich habe unser Badezimmer frisch gestrichen. Ihr beide … okay, schickt mir eure Daten.«
»Selma hat sie schon. Melde dich bei ihr, dann gibt sie dir den Link zu einem sicheren Online-Speicher.«
»Alles klar. Ich weiß, dass meine Chefs in Langley sich für den chinesischen Aspekt interessieren werden, und ich bin mir sicher, dass wir beim FBI jemanden finden, der Kings Schwarzmarkt-Fossilien-Operation unter die Lupe nehmen wird. Ich kann zwar nicht versprechen, dass irgendetwas davon zu messbaren Ergebnissen führen wird, aber ich werde auf jeden Fall an der Sache dranbleiben.«
»Um mehr bitten wir gar nicht«, sagte Sam.
»Es besteht die mehr als nur durchschnittliche Chance, dass King längst dafür gesorgt hat, dass das Ausgrabungsprojekt abgebrochen wird. Mittlerweile ist es vielleicht nicht mehr als eine verlassene Grube irgendwo im Urwald.«
»Das haben wir uns auch schon gedacht.«
»Was ist mit eurem Freund Alton?«
»Teils hoffen, teils vermuten wir, dass wir gefunden haben, was King unbedingt haben will«, erwiderte Remi. »Oder zumindest, dass wir genug in Händen haben, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Wir werden ihn sofort nach unserem Gespräch anrufen.«
»King Charlie ist der reinste Abschaum«, warnte Rube. »Immer wieder haben alle möglichen Leute versucht, ihn zur Strecke zu bringen. Sie sind alle tot oder für immer ruiniert, und er steht noch immer unangetastet da.«
Remi meinte: »Irgendetwas sagt uns, dass das, was wir haben, für ihn eine sehr persönliche Bedeutung hat.«
»Der Theurock …«
»Theurang«, korrigierte Remi. »Der Goldene Mann.«
»Richtig. Es ist schon ein Wagnis«, meinte Rube. »Wenn ihr euch irrt und King interessiert sich gar nicht für dieses Ding, dann habt ihr nichts anderes in Händen als den Verdacht einer Beteiligung am Fossilien-Schwarzmarkthandel – und wie ich schon sagte, es gibt keine Garantie, dass irgendetwas davon an ihm hängen bleibt.«
»Das wissen wir«, gab Sam zu.
»Aber ihr wollt trotzdem die Würfel rollen lassen.«
»Ja«, sagte Remi.
»Das überrascht mich nicht. Ehe ich es vergesse, ich habe übrigens noch ein wenig mehr über Lewis King in Erfahrung gebracht. Ich nehme an, ihr habt schon mal von Heinrich Himmler gehört.«
»Meinst du Hitlers besten Freund, diesen Nazi-Psychopathen?«, fragte Sam. »Der Name sagt uns durchaus etwas.«
»Himmler und die meisten hohen Tiere der Nazipartei hatten einen Hang zum Okkulten, vor allem was die Reinheit der arischen Rasse und das Tausendjährige Reich betraf. Himmler interessierte sich am intensivsten dafür. In den dreißiger Jahren und während des Zweiten Weltkriegs hat er eine ganze Reihe wissenschaftlicher Expeditionen in die dunkelsten Winkel der Welt finanziert, immer in der Hoffnung, Beweise für die Behauptungen der Nazis zu finden. Eine dieser Expeditionen, die im Jahr 1938, also ein Jahr von Kriegsbeginn, stattfand, führte in den Himalaya auf der Suche nach Beweisen für die arische Herkunft. Wollt ihr raten, wie der leitende Wissenschaftler hieß?«
»Lewis King«, antwortete Remi.
»Oder, wie er sich damals nannte, Professor Lewes König.«
Sam reagierte verblüfft. »Charlie Kings Vater war ein Nazi?«
»Ja und nein. Meinen Quellen zufolge trat er der Partei wahrscheinlich nur aus Notwendigkeit und nicht aus Überzeugung bei. Damals musste man Parteimitglied sein, wenn man in den Genuss staatlicher Förderung gelangen wollte. Es gibt zahlreiche Berichte über Wissenschaftler, die der Partei beitraten und sich oberflächlich mit nazistischen Theorien befassten, um nebenbei ungehindert ihre wissenschaftlichen Forschungen betreiben zu können. Dafür war Lewis King ein gutes Beispiel. Nach allem, was über ihn bekannt ist, ist er ein leidenschaftlicher Archäologe gewesen. Arische Blutlinien oder Herkunft interessierten ihn nicht die Bohne.«
»Warum hat er dann die Expedition unternommen?«
»Keine Ahnung, aber was ihr in der Höhle gefunden habt – diese Goldener-Mann-Geschichte –, könnte ein Grund gewesen sein. Wenn King nicht gelogen hat, sieht es so aus, als habe Lewis King, kurz nachdem er in die USA emigriert ist, mit seiner Weltenbummelei begonnen.«
»Vielleicht hat er während der Expedition in Himmlers Auftrag etwas gefunden, das sein Interesse geweckt hat«, spekulierte Sam.
»Etwas, von dem er nicht wollte, dass es in die Hände der Nazis gerät«, fügte Remi hinzu. »Er hat das Wissen darüber für sich behalten, hat während des Kriegs abgewartet und seine Arbeit dann Jahre später wieder aufgenommen.«
»Die Frage ist nur«, sagte Rube, »warum Charlie King dort weitermacht, wo sein Vater aufgehört hat? Nach allem, was wir über ihn wissen, hat er sich niemals auch nur andeutungsweise für die Arbeit seines Vaters interessiert.«
»Vielleicht ist es der Theurang«, sagte Sam. »Vielleicht ist er für ihn nichts anderes als ein Fossil, das sich günstig verkaufen lässt.«
»Da könntest du recht haben. Wenn die Beschreibung dieses Objekts auch nur halbwegs korrekt ist, dürfte es ein Vermögen wert sein.«
Remi hatte eine Frage. »Rube, wissen wir denn, ob die Anschuldigungen gegen Lewis seine Nazi-Vergangenheit betreffend irgendwelche negativen Auswirkungen auf Charlie gehabt haben?«
»Ich habe nichts Derartiges finden können. Ich denke, sein Erfolg spricht für sich selbst. Und wenn man betrachtet, wie skrupellos er ist, bezweifle ich, dass jemand den Mut haben wird, diese Angelegenheit wieder aufs Tapet zu bringen.«
»Das wird sich grundlegend ändern«, versprach Sam. »Es wird allmählich Zeit, King Charlies Komfortzone ein wenig anzukratzen.«
Sie unterbrachen die Verbindung, nachdem sie noch einige Minuten über die weitere Strategie gesprochen hatten, dann wählte Sam die Nummer von Charlie Kings Direktanschluss. Der Mann meldete sich bereits nach dem ersten Klingeln. »King.«
»Mr King – hier ist Sam Fargo.«
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie es endlich schaffen werden, mich anzurufen. Ist Ihre hübsche Frau bei Ihnen?«
»Gesund und munter«, antwortete Remi liebenswürdig.
»Es hat den Anschein, als befände sich unsere Partnerschaft gerade in einer etwas schwierigen Phase«, sagte King. »Meine Kinder berichten mir, Sie wollen nicht mitspielen.«
»Wir spielen mit«, erwiderte Sam. »Nur nach anderen Regeln als Sie. Charlie, haben Sie Frank Alton kidnappen lassen?«
»Kidnappen? Warum sollte ich so etwas tun?«
»Das ist keine Antwort«, sagte Remi.
»Ich habe Frank Alton dorthin geschickt, um einen Auftrag für mich auszuführen. Er hat sich wohl zu heftig in die Angelegenheit hineingestürzt und ist den falschen Leuten auf den Schlips getreten. Ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
»Auch das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Sam. »Okay, machen wir weiter. Sie müssen mir nur zuhören. Wir haben, worauf Sie so scharf sind …«
»Und was ist das?«
»Sie hören nicht zu. Wir haben das, hinter dem Sie her sind – und dem auch Ihr Vater sein ganzes Leben lang nachgejagt ist. Und, wie Sie wahrscheinlich längst erraten konnten, haben wir Ihrem Konzentrationslager im Langtang Valley einen Besuch abgestattet.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Wir besitzen Tausende von Fotos – in den meisten Fällen von Dokumenten, die wir in Ihrem Bürowagen gefunden haben – aber auch ein paar von Ihrer Frau oder Konkubine –, oder wie immer Sie sie in der Privatsphäre Ihrer Gulfstream titulieren. Der Zufall wollte es, dass sie, als wir die Fotos machten, gerade einen Ihrer Angestellten tötete. Wir haben auch von ihm ein Porträtfoto.«
Zehn Sekunden lang gab Charlie King keinen Laut von sich. Schließlich seufzte er. »Ich denke, Sie reden absoluten Unsinn, Sam, aber offensichtlich gibt es etwas, worüber Sie sich schrecklich aufregen. Ich höre Ihnen gerne zu.«
»Eins nach dem anderen. Lassen Sie Frank laufen …«
»Ich sagte Ihnen doch, dass ich …«
»Halten Sie den Mund. Lassen Sie ihn frei. Wenn wir von ihm hören, dass er sicher und unversehrt in seinem Haus angekommen ist, treffen wir uns mit Russell und Marjorie und einigen uns.«
»Was wollen Sie mit diesem sinnlosen Gerede bezwecken?«, fragte King.
»Das ist das einzige Angebot, das Sie bekommen werden«, erwiderte Sam.
»Tut mir leid, mein Freund, ich muss leider ablehnen. Ich glaube, Sie bluffen.«
»Wie Sie meinen«, sagte Sam und legte auf.
Er platzierte den Telefonhörer auf dem Kaffeetisch. Er und Remi sahen sich an. Sie fragte: »Wie stehen die Chancen?«
»Sechzig zu vierzig, dass es in weniger als einer Minute klingelt.«
Sie lächelte. »Niemals.«
Nach siebenundfünfzig Sekunden trällerte Sams Telefon. Er ließ es noch dreimal läuten, dann meldete er sich. Charlie King sagte: »Sie wären ein sehr guter Pokerspieler, Sam Fargo. Freut mich, dass wir uns einigen konnten. Ich werde ein wenig herumtelefonieren und sehen, was ich über Frank Alton in Erfahrung bringen kann. Ich kann Ihnen natürlich nichts versprechen, aber …«
»Wenn wir innerhalb von vierundzwanzig Stunden nichts von ihm hören, ist das Angebot hinfällig.«
Charlie King schwieg einige Sekunden. Dann: »Bleiben Sie in der Nähe des Telefons.«
Sam trennte die Verbindung.
Remi fragte: »Was ist, wenn King glaubt, dass wir den Beweis bei uns haben?«
»So dumm wird er nicht sein.«
»Meinst du, er hält sich an die Abmachung?«
Sam nickte. »King ist clever genug, sich zu schützen und abzusichern. Wer auch immer Frank entführt haben mag, er hat darauf geachtet, sein Gesicht nicht zu zeigen. Es gibt keine Spur, die zu King führt, daher hat er nichts zu verlieren und alles zu gewinnen, wenn er mitspielt.«
»Warum dann dein sorgenvolles Gesicht?«, wollte Remi von ihrem Mann wissen.
»Mache ich ein sorgenvolles Gesicht?«
»Du hast wieder diesen unsteten Blick.«
Sam zögerte.
»Nun red schon, Sam.«
»Wir haben soeben einen der reichsten Männer der Welt in die Enge getrieben – einen soziopathischen Kontrollfanatiker, der vor allem dadurch in diese Position gelangt ist, dass er seine Feinde vernichtet hat. Er wird Frank sicherlich freilassen, aber irgendeine Ahnung sagt mir, dass King in seinem Büro sitzt und einen Gegenangriff plant.«
Houston, Texas
Achttausend Meilen weit weg tat Charles King genau das.
Nachdem er den Telefonhörer aufgelegt hatte, marschierte er in seinem Büro auf und ab, starrte stur geradeaus und sah vor lauter Wut nichts von seiner Umgebung. Vor sich hin murmelnd trat King an sein Bürofenster und blickte über die Stadt. Im Westen ging die Sonne unter.
»Okay, Fargos«, rasselte er. »Diese Runde geht an euch. Freut euch drüber. Es wird nicht wieder vorkommen.« Er ging zu seinem Schreibtisch und drückte auf den Knopf des Interkom. »Marsha, verbinden Sie mich mit Russell und Marjorie.«
»Ja, Mr King, einen Moment.« Eine halbe Minute verstrich, dann: »Dad …«
»Klappe halten und zuhören. Ist Marjorie da?«
»Ich bin hier, Daddy.«
»Zhilan?«
»Ja, Mr King.«
»Was zum Teufel habt ihr drei euch bei dem gedacht, was ihr da draußen getrieben habt? Die Fargos haben mich gerade angerufen und mir die Hölle heiß gemacht. Sie sagen, sie hätten Bilder von dir, Zee, auf denen du im Langtang-Lager irgendeinen Einheimischen tötest. Was ist da draußen passiert?«
Russell antwortete. »Ich wurde heute Morgen vom Chef des Sicherheitsdienstes auf der Ausgrabungsstätte angerufen. Er sagte, sie hätten ein verdächtiges Fahrzeug gefunden und den Alarm ausgelöst. Außerdem haben sie einen bewusstlosen Mann gefunden, aber anscheinend fehlt nichts.«
»Wie ist es dazu gekommen, dass er das Bewusstsein verlor?«
»Sie sind sich nicht sicher. Er könnte gestürzt sein.«
»Mist! Stehen irgendwelche Lieferungen aus?«
»Zwei Lastwagen«, antwortete Marjorie. »Sobald der Alarm erklang, wurden sie von Oberst Zhous Männern weggebracht. Das ist die übliche Prozedur, Daddy.«
»Du brauchst mich nicht zu belehren. Sind die Lastwagen am Transferpunkt angekommen?«
Russell erwiderte: »Noch haben wir keine Bestätigung erhalten, aber Verzögerungen sind immer möglich …«
»Das sind reine Annahmen und Vermutungen. Nimm das Telefon und erkundige dich nach diesen Lastwagen.«
»Ja, Daddy.«
»Zee, was ist das mit dem Mord? Stimmt das?«
»Ja. Einer der Arbeiter wurde beim Stehlen erwischt. Ich musste ein Exempel statuieren. Seine Leiche wurde bereits weggeschafft.«
King hielt inne, dann knurrte er: »Okay. Gute Arbeit. Nun zu euch beiden Schwachköpfen … die Fargos haben mir erzählt, sie hätten den Goldenen Mann.«
»Wie?«, fragte Marjorie. »Wo?«
»Sie müssen lügen«, fügte Russell hinzu.
»Schon möglich, aber genau dafür sind sie doch zuständig. Deshalb haben wir sie hinzugezogen. Ich vermute, wir haben sie unterschätzt. Wir dachten, Alton würde ausreichen, um sie bei der Stange zu halten.«
Marjorie sagte: »Du solltest nicht zu hart mit dir ins Gericht gehen, Daddy.«
»Sei still. Wir müssen davon ausgehen, dass sie die Wahrheit sagen. Sie wollen, dass Alton freigelassen wird. Ist es möglich, dass er irgendetwas gesehen hat oder jemanden identifizieren kann?«
Zhilan meldete sich zu Wort. »Ich habe mich darum gekümmert, als ich herkam, Mr King. Alton weiß nichts.«
»Okay. Holt ihn. Füttert ihn, säubert ihn und setzt ihn in die Gulfstream. Die Fargos sagten, dass sie sich, sobald Alton zu Hause angekommen ist, mit Russell und Marjorie treffen werden und über die Übergabe des Ihr-wisst-schon-was verhandeln wollen.«
»Wir können ihnen nicht trauen, Daddy«, warnte Russell.
»Das weiß ich, du Dummkopf. Setzt Alton nur in den Jet und überlasst mir den Rest. Die Fargos wollen mit harten Bandagen kämpfen? Das können sie gerne haben. Sie werden sich noch umgucken.«